Löhles Lama
Dienstag, 19. Mai 2009
Ich traue meinen Augen kaum. Beim vortheaterabendlichen Spaziergang durch den MüGa-Garten steht da plötzlich ein Lama mitten auf der Wiese und schaut neugierig herüber. Ein echtes, freies Lama, umlagert von einer friedfertig anmutenden Gruppe Jugendlicher. Ich denke an Philipp Löhles Festivalbeitrag Genannt Gospodin aus dem letzten Mülheim-Jahr und daran, dass Gospodins Drama nur beginnt, weil man ihm mit dem Lama seinen besten Bettelkumpel weggenommen hat.
Welche Panik hatte uns seinerzeit ergriffen: Diese fiesen Tierlieben von Greenpeace. Was haben sie dem Lama angetan? Heimführung ins Gehege? Rückschiffung nach Afrika? Unendlicher Stress auf einem Ozeandampfer voll geretteter Zootiere. So viele auf engstem Raum, auf artungerechteste Weise zusammengepfercht! Exotisches Viehzeug, bestimmt zur Auswilderung in einem zentralafrikanischen Nationalpark oder im südamerikanischen Hochgebirge oder in den Tiefen der Taiga. Nilpferde nach Peru, Pandas in die Serengeti. Gospodin, dein Lama! Wild um sich spuckend blökt es, eingequetscht zwischen indischem Elefantenpaar und Süßwasserdelphin, nach dir, Gospodin! Bei dir ging es dem Lama noch gut! Mit dir trottete es durch die Fußgängerzone und bettete sich abends in deiner Wohnung auf Stroh.
Und jetzt – wie befreiend! Hätte man geahnt, dass Gospodins Lama damals bloß ans Ufer der Ruhr verschleppt wurde, man hätte glatt ein ganzes Drama verhindern können! Es guckt übrigens so komisch, das Lama. Wahrscheinlich hält es Ausschau nach seinem Autor. Denn während es friedlich auf Ruhr-Wiesen ruht und sich nicht vom Fleck bewegt, jettet Löhle seit Monaten kreuz und quer mit dem Hausautorenmantel durch die Uraufführungslandschaft.
Aber es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er mal wieder in Mülheim auftaucht (Christine Dössel hätte seine Lilly Link gern schon in diesem Jahr hier gesehen). Dann könnte er endlich über die glückliche Wiederzusammenführung von Lama und Lowbudget-Held schreiben. Wenn dem Schnellschussdramatiker bis dahin bloß nicht zu viele Themen in die Quere kommen.
Anne Peter, 21:09 Uhr
Hier: Löhles Lama, Teil II
Ich bin mir sicher, das Lama auf der Wiese schaute total panisch nach dem Autor, und betet jedes Jahr, er möge nie nie wiederkommen!
Übrigens: "Ruhen an der Ruhr" - sehr hübsch!