Dasei Lama – Löhles Lama, Teil II
Mittwoch, 20. Mai 2009
Überraschung bei Google. "Tierliebe extrem: Eine Frau aus Mülheim an der Ruhr teilt sich seit fast drei Jahren ihre Mietwohnung mit einem Lama", ist in einer Meldung vom Juni 2008 auf Spiegel online zu lesen. Mein Lama aus dem MüGa-Garten ist in Mülheim also keineswegs ein Exot, vielmehr deutschlandweit bekannt. Es ist eine Sie, hört auf den Namen "Socke" und wurde von Nicole Döpper mit der Flasche aufgezogen, nachdem ihm ein Teil des rechten Hinterbeins amputiert werden musste. Der Beweis! Auch mein Lama humpelte. Und es gehört, so scheint's, zu Mülheim wie die Ruhr zum Pott. Stadt der Lamaliebhaber, Metropole der Gospodins! Löhles Lama war also schon hier, bevor es überhaupt ins Drama kam.
Kann es sein, dass der Realitätsfetzenfabulierer, der die Initiationsimpulse für seine Komödien nicht selten aus ebensolchen Nachrichten und Zeitungsmeldungen abzweigt, den Kern seines Mülheim-Stücks auf ähnlichem Weg ergooglet hat? Oder hat er das ortsübliche Lieblingstier gar gezielt zum Begleiter des Helden und Sympathieträger gemacht, um sein Stück Genannt Gospodin quasi im Heimspiel an die Ruhr zu katapultieren?
Wobei natürlich die Frage ist, wer hier eigentlich von wem abschreibt – die Kunst von der Realität oder die Realität von der Kunst? Wie in Löhles Stück stehen bei Lama-Mama Döpper irgendwann die Tierschützer (hier das Veterinäramt) auf der Matte und machen Auflagen: mindestens 90 Quadratmeter Auslauf, kein Hunde- oder Dosenfutter, Heu soll her. Ansonsten droht die Auswilderung. Gegen solche Bürokratie hat es die Lamaliebe schwer. Die Geschichte verschärfte sich übrigens just einen Monat nach Löhles Gastspiel auf den Theatertagen. Hat ein Beamter der Stadtverwaltung da vielleicht etwas zu gut aufgepasst im Theater?
P.S.:
Vor wenigen Wochen wurde die Geschichte für Socke und Familie Döpper nun zu einem Happy End geführt: Die Wasserwerke Mülheim stellten ein Haus mit viel Grün an der Ruhr zur Verfügung, eine Gartenlaube dient als Stall. Und in den MüGa-Garten ist's wohl auch nicht weit. Da kann man Socke jedenfalls leibhaftig begegnen.
Anne Peter, 13:43 Uhr